Israel - Ägypten 1985

Jeder möchte mit seinem eigenem Fahrzeug fahren, so starten wir Anfang Oktober mit zwei Motorrädern und der alten Ente ins Abenteuer, es geht über Italien und Griechenland nach Athen. Von hier bringt uns eine Fähre nach Haifa in Israel. Entlang der Küste nach Norden kommen wir an die libanesische Grenze, die natürlich geschlossen ist, und folgen ihr nach Osten bis zum Jordantal und dem See Genezareth.

Der See Genezareth liegt mehr als 200 m unter dem Meeresspiegel des Mittelmeers. Hier oberhalb des Sees mit Blick nach Syrien verbringen wir die ersten erholsamen Tage nach dieser langen Anreise. Auf der Fähre nach Israel haben wir zwei Mädels kennen gelernt. Hier treffen wir die beiden wieder und beschließen, eine Zeit lang zusammen weiter zu reisen.

Wir kommen nach Jerusalem. Gerade diese Stadt bietet unbeschreiblich viel an historischen und biblischen Stätten. Da wir nicht auf einer Bildungsreise sind, sehen wir uns nur das Wichtigste an und genießen auch das Leben der Stadt wie hier bei einem Frühstück auf dem Ölberg mit Blick auf den Tempelberg mit Felsendom und Al-Aqsa-Moschee.

Bei einer Übernachtung in einem kleinen Hotel passiert es: Eine Scheibe der Ente wird nachts eingeschlagen, obwohl gar nichts mehr an Gepäck darin war. So konnte nichts gestohlen werden, doch ohne Citroen-Vertretung in Israel muss die Scheibe über den ADAC aus Deutschland geschickt werden.

Wir fahren nochmals in das Jordantal; hier an der Allenby Bridge ist seit dem Friedensvertrag der einzige offene Grenzübergang nach Jordanien!

Wir haben unsere Fahrzeuge reichlich mit Wasser und Lebensmitteln bepackt, um durch die Wüste Negev ans Rote Meer zu fahren. Im Avdat-Nationalpark legen wir eine Pause ein und besichtigen den Avdat-Canyon; und weil es so schön ist, bleiben wir hier auch gleich für eine Nacht.

Wir erreichen das Rote Meer bei Elat, hier verbringen wir eine ganze Woche mit Baden und Schnorcheln im warmen Wasser, Mit den beiden Mädels sind wir uns einig weiter zu reisen und gemeinsam den Grenzübertritt nach Ägypten zu wagen. Extrem aufwändig und kompliziert gestaltet sich der ganze Formularkram mit Pass und Visum und Carnet für die Fahrzeuge. Hier wird gerade das Gepäck überprüft, dass dazu wirklich komplett ausgeladen werden muss. Doch alles läuft sehr freundlich ab, und nach bald fünf Stunden dürfen wir einreisen: Ägypten, hier sind wir!

Wir folgen der Küstenstraße, die noch von den Israelis erbaut wurde, entlang des Roten Meers immer nach Süden und finden traumhafte Nachtplätze am Rand der Berge unter Palmen; hier möchte man für immer bleiben!

Hier steht Entchen an der Südspitze des Sinai, wo heutzutage die großen Hotelanlagen von Sharm el Sheikh und Naama Bay stehen. Mensch, war das hier - mit nichts als Natur pur - noch schön: 13 Jahre später erleben wir die gleiche Bucht vollgestellt mit großen Bettenburgen.

Wir erreichen Kairo, die mit 10 oder 12 Millionen Einwohnern größte und chaotischste Stadt, die wir je erlebt haben. Wir genießen zwar die Infrastruktur mit Billighotel, Restaurants und Supermärkten, besichtigen Moscheen und das Ägyptische Museum, aber freuen uns auch, als wir endlich wieder weiter fahren Richtung Westliche Wüste. Die Straße zu den westlichen Oasen führt 1985 noch mitten durch das Pyramidengelände von Gizeh. Wir staunen und fotografieren und wollen doch bald weiter...

Wir wissen wenig über diese Oasenstraße, die erst nach 1300 km wieder den Nil bei Assiut erreicht, ob sie durchgehend asphaltiert ist und wo es Tankstellen zwischendurch gibt. So wie hier sehen in den nächsten zwei Wochen unsere Übernachtungsplätze aus: einfach ein paar hundert Meter von der Straße oder Piste weg und die Matten im Sand ausgerollt. Obwohl es schon Ende November ist, sind die Nächte bisher weder kalt noch windig.

Am Abend erreichen wir die Oase Farafra, wir übernachten am Rande der Oasengärten und besichtigen am nächsten Morgen den alten Ortskern, dessen Gebäude noch alle komplett aus Lehmziegeln erbaut sind. Hier sind sicherlich noch nicht oft Touristen da gewesen!

In den Oasen füllen wir unsere Wasserkanister an den Quellen oder Bewässerungskanälen der Gärten auf. Das Wasser zum Trinken wird vorsichtshalber durch einen Keramikfilter gequetscht, um es keimfrei zu machen.

Die erste Reifenpanne in der Wüste! Die anderen bemerken erst gar nicht, dass ich fehle, und so bin ich mit dem Reifenwechsel fast fertig, bis sie den Weg wieder zurückkommen.

Nach der Durchquerung einiger Sandfelder zwischen den Dünen mit viel Sand schaufeln und Ente und Mopeds schieben brauchen wir eine Mittagspause. Doch der Wind will uns mit wehenden Sand das Mittagessen verderben, so stellen wir ein Motorrad und die Schlaf-Matten als Windschutz um unser Picknickplätzchen auf.

Ohne weitere Probleme mit den Fahrzeugen, aber total begeistert von der Wüsteneinsamkeit erreichen wir einige Tage später wieder das Niltal und fahren über Luxor mit seinen Tempeln und Gräbern im Tal der Könige weiter nach Assuan. Hier quartieren wir uns in ein weiteres Billighotel direkt an der Corniche ein. Im ersten Stock haben wir ein Fünfbett-Zimmer mit Balkon, darunter sind Teebude und kleines Restaurant, und gleich davor steht unser Fuhrpark.

Bevor die Reise zu Ende geht, muss noch ein großes Highlight besichtigt werden: der Ramses Tempel in Abu Simbel! Seit diesem Sommer ist es möglich mit eigenem Fahrzeug diesen 300 km südlich von Assuan gelegenen Ort zu besuchen. Hier haben wir ein letztes Mal Zeit und Muse, die Kunstwerke des alten Ägypten zu bestaunen. Es ist schon Mitte Dezember, der Rückweg über Alexandria und per Schiff nach Venedig ist noch weit, und wir wollen doch Weihnachten wieder zuhause sein...