Mit der Ente durch Afrika 1998-2000

Bilder einer langen Reise quer durch den Schwarzen Kontinent

Erstveröffentlichung bei www.citroenchen.de 5/2002 bis 3/2003

1.Teil: Von Tunesien über Libyen nach Ägypten

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Die Reise beginnt im Oktober 1998, mit meiner Reisebegleiterin Gabriella fahre ich mit der Fähre von Genua nach Tunis.

Afrika 1998-2000

Kaum sind die ersten paar hundert Kilometer auf afrikanischem Boden gefahren, da traue ich meinen Augen kaum: Viele, zum Teil wild aufgemachte Enten mit französischen Kennzeichen tauchen in der kleinen Bergoase Mides im äußersten Südwesten Tunesiens auf. Die Raid Tunisie 1998 ist unterwegs, 15 Tage haben die Franzosen Zeit, durch die einsamen Ecken dieses Landes zu brausen. Wir kommen natürlich ins Gespräch, schon 1995 sind wir uns einmal in diesem Land begegnet, ich bewundere ihre tollen Fahrzeugumbauten, sie beneiden mich um meine Reise und die viele Zeit, die ich dafür zur Verfügung habe.

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Das 98er Treffen des Saharaclubs am Toual el Bibane, am Rande eines großen Dünengebiets etwa 60 km südöstlich der Oase Douz. Wir haben uns einen etwas höhergelegenen Stellplatz gesucht, mit schönem Ausblick auf das Gelände, in dem wir nachmittags mit anderen Wüstenfreunden zusammensitzen, Erfahrungen austauschen und Erlebnisse erzählen, abends werden zwei Hammel gegrillt, und unser Abschied wird gefeiert. In der Nacht geht dann ein Gewitter nieder, wie wir es uns in der Wüste gar nicht vorstellen können. Der nächste Morgen: Wir warten noch, dass das Zelt trocknet, da haben die meisten Leute den Platz schon verlassen und mit ihrer Rückfahrt begonnen. Für uns beginnt die Reise hier jedoch erst richtig, wir machen uns auf den Weg nach Libyen!

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Ein übliches Schild an Libyens Hauptstraßen: Entweder versucht man seinen aktuellen Standpunkt anhand der dort angegebenen Entfernungen im Vergleich mit der Landkarte zu bestimmen, oder man muss ein wenig arabisch lesen können!

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In Libyen fahren wir nicht nur die Küstenstraße Richtung Osten, sondern biegen etwa 300 Kilometer weit nach Süden ab, um durch die Berge des Djebel Sawda und der Schwarzen Harudj zu fahren, beide vulkanischen Ursprungs. Hier ist es nicht einfach zu navigieren, und ich bin froh, mein GPS-Gerät und gute Karten dabei zu haben. Und da wir ganz alleine unterwegs sind, kommen wir uns doch manches Mal recht einsam und verloren vor.

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Waschtag in der Wüste! Obwohl wir in der Ebene stehen, reichen drei Kilometer Abstand zur Asphaltstraße, dass wir von dort schon nicht mehr zu sehen sind. Das Vorzelt ist aufgebaut, und wir können uns in Ruhe mit dem Reiseführer auf unser nächstes Land vorbereiten: Ägypten.

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Nach fünf anstrengenden Stunden an der Grenze ist die Einreise ins Land der Pharaonen geschafft; doch bevor wir an den Nil fahren, möchte ich die einsame Oase Siwa besuchen. Wir klettern durch die zerfallene Altstadt, besichtigen die Reste des Orakeltempels, den schon Alexander der Große vor 2300 Jahren aufsuchte, und wandern durch die riesigen Oasengärten, die aus Hunderten von Quellen und artesischen Brunnen bewässert werden. Hier machen wir Mittagspause am Quellteich von Ain Quraishat.

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Unterwegs auf der sandverwehten Piste von Siwa nach Osten über die Oase Bahariya nach Kairo. Ziemlich lange muss ich mit den Soldaten verhandeln, bis ich die Genehmigung erhalte, diese über 400 Kilometer lange Wüstenetappe ohne Begleitfahrzeug befahren zu dürfen. Ein in Siwa arbeitender Archäologe hatte mir den Tipp gegeben, darauf hinzuweisen, dass wir mit voller Wüstenausrüstung ausgestattet sind und sogar zwei Ersatzreifen dabei haben, es soll wohl wegen vieler scharfkantiger Steine auf der Piste häufig Reifenpannen geben. Das zieht schließlich, wir dürfen fahren und schaffen diese einsame, aber wunderschöne Strecke ohne Probleme.

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In der Millionen-Metropole Kairo angekommen müssen wir uns erst wieder an den Verkehr, den Lärm und all das Chaos hier gewöhnen. Wir besichtigen natürlich die berühmten Moscheen, den Bazar Khan el Khalili und die Pyramiden im nahen Gizeh, doch auch wenig besuchte Highlights wie alte Fürstenpaläste oder die Mausoleen der ägyptischen Sultane in der Südlichen Totenstadt ziehen uns in ihren Bann. Diese Stadt fasziniert mich durch ihre unglaublichen Kontraste von alt und neu, arm und reich, weltstädtisch und biblisch.

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Von Kairo aus fahren wir eine Woche auf den Sinai. Im Nationalpark Ras Mohamed an der äußersten Südspitze der Halbinsel sind wir fasziniert vom Gegensatz zwischen der scheinbaren Ödnis der Wüste und der einmaligen Unterwasserwelt des Roten Meeres, die schon in Strandnähe zu erleben ist.

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Nach einer weiteren Woche im Kairoer Trubel, Lärm und Smog freuen wir uns, wieder raus zu kommen, hier nun in die Weiße Wüste. Einen ganzen Tag lang laufen wir zwischen den Kalkfelsen herum und bewundern diese Kunstwerke der Natur, die durch Winderosion entstanden sind.

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Am Nachmittag finde ich zufällig die kleine Steinpyramide wieder, die ich schon 1985 - bei meiner ersten großen Reise nach Israel und Ägypten - entdeckt habe. Mittlerweile fehlt das obere Stück, und ich versuche es wiederherzustellen. Aber trotz vieler Zeit und Mühe will es mir nicht richtig gelingen; die vier Kanten enden schließlich krumm in einer exzentrisch sitzenden Spitze.
Was für eine gewaltige technische Leistung muss also erst mal der Bau der großen Pyramiden vor über 4000 Jahren gewesen sein...

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In Kairo haben wir Wolfgang und Angelika aus Berlin getroffen, die mit ihren Motorrädern Afrika durchqueren wollen.
Unser nächster gemeinsamer Nachtplatz liegt am Rande der Grossen Sandsee; aus der Ebene steigt der erste Dünenzug empor. Dahinter liegt - auf einer Fläche von 300x600 Kilometern - das größte Dünengebiet der östlichen Sahara und gleichzeitig eines der trockensten Gebiete der Erde. Wir klettern in den Sandbergen herum und genießen die Weite und Stille der Wüste.

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Impressionen am Nil
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Gut bewacht!

Da die Ägyptische Regierung immer noch Attentate auf Touristen befürchtet, werden alle touristischen Einrichtungen von Militär bewacht, Reisebusse und ausländische Fahrzeuge dürfen im Niltal nur im begleiteten Konvoi fahren. So ist es auch mit dem Campingplatz mitten in Assuan; und der Soldat, der unseren Schlaf bewachen soll, besteht darauf, mit mir fotografiert zu werden...

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Vor dem Start der Reise war mir noch nicht klar, wie ich mit dem Auto in den Sudan kommen könnte. Drei Wochen verbringen wir in Assuan, dort erfahre ich: Die offizielle Einreise in den Sudan ist von Ägypten aus nur über den Nasserstausee nach Wadi Halfa möglich. Fahrzeuge wurden jedoch die letzten Jahre nicht transportiert, aber seit Ende 1998 soll das wieder mit Hilfe eines Pontons möglich sein. Während wir warten und hoffen, dass endlich ein Ponton mit Fracht beladen wird und wir samt der Ente mitfahren können, passiert Unglaubliches: Nach und nach treffen weitere Reisende in Assuan ein, die auch Richtung Süden wollen, bis insgesamt acht Fahrzeuge - außer meiner Ente natürlich alles Geländewagen - zusammen kommen und wir einen Ponton für uns chartern.
So ein Riesenzufall! ... Und jetzt geht′s an′s Verschiffen!

Hier gehts weiter mit Teil 2:  Von Ägypten durch den Sudan und Äthiopien nach Kenia