Mit der Ente durch Afrika 1989-1990
1. Teil: Durch die Sahara nach Westafrika
Am 1. Oktober betreten wir nach Ankunft unserer Fähre aus Genua in Tunis wieder afrikanischen Boden.
Zügig fahren wir durch Tunesien nach Nordalgerien und kommen auf guter Straße durch die Dünenmeere des Grand Erg Oriental und des Erg Bouharet immer weiter in den Süden. Es reizt uns natürlich, hier schon die ersten Abstecher in den Sand zu machen, doch wir wissen, wir werden noch genug im Gelände unterwegs sein.
Kurz hinter der Stadt Illizi endet der Asphalt, bis zur nächsten Oase Djanet liegen 430 km steinige und sandige Piste vor uns. Die Überquerung des Plateau Fadnoun verlangt zum ersten Mal von unserem kleinen Auto alles, aber auch unsere Nerven sind angespannt, kommen wir doch hier, den ganzen Tag angestrengt fahrend, nur etwa 100 km voran.
Djanet liegt am Fuß des Gebirges Tassili N′Ajjer, durch das es keine fahrbaren Wege gibt. Hier beschließen wir, eine mehrtägige Wanderung mit Tuareg in dieses Gebirge zu machen, auf der wir auch durch das Tal der Zypressen kommen. Diese Baumriesen sollen bis zu 2000 Jahre alt sein!
Wir bewundern die fantastischen Felsformationen, die Sand und Wind in Jahrtausenden in denen weichen Sandstein geschliffen haben.
Das Tassili N′Ajjer ist berühmt für seine zahlreichen steinzeitlichen Felsmalereien, die wir immer wieder von den Tuareg gezeigt bekommen. Sie sind 4000 bis 6000 Jahre alt und immer noch sehr gut erhalten.
Nun liegen weitere 700 km einsame Pisten vor uns, die uns nach Tamanrasset im Hoggar-Gebirge bringen sollen. Gerne hätten wir uns zur Sicherheit mit anderen Reisenden zusammen getan, doch auch nach einigen Tagen des Wartens finden wir niemanden, der in die gleiche Richtung will. So werden wir wohl alleine losfahren. Die Pisten sind größtenteils sandig, und LKWs und Geländewagen haben tiefe Spurrillen hinterlassen. Um nicht mit dem Unterboden auf dem Mittelhügel ständig aufzusetzen, entdecken wir eine etwas ungewöhnliche Fahrweise.
Doch trotz aller Tricks bleiben wir immer wieder einmal stecken, dann muss die Schaufel her, und die Sandbleche, die auf dem Dachträger montiert sind, werden ausgelegt, um darauf beim Losfahren Schwung holen zu können.
Wir passieren eine geschichtsträchtige Hinterlassenschaft früherer Wüstenfahrer: Diese wohlbekannte Karosserie ist sogar im einzigen Sahara-Reiseführer als Pistenmarkierung erwähnt.
Das Hoggar ist ein riesiges Basaltsteingebirge vulkanischen Ursprungs mit bis zu 3000 m Höhe. Eine Ringpiste durch dieses Gebirge führt zu einer kleinen Eremitage und über einen 2585 m hohen Pass. Diese Strecke ist für Saharareisende eines der großen Highlights, die wir mit unserer Ente auch bezwingen.
Weitere 800 km Pisten liegen jetzt noch vor uns, bis wir die Stadt Agadez im Niger und damit wieder asphaltierte Straßen erreichen werden. Diese Strecke fahren wir zusammen mit zwei weiteren Fahrzeugen und haben dabei noch endlos viele Weichsandfelder mit Feschfesch, diesen feinen mehligen Staub, zu durchqueren.
Viele Tage fahren wir nun auf schnurgeraden löchrigen Straßen durch den Sahel Richtung Togo. Dort bietet sich für uns die erste Chance, Elefanten beobachten zu können. Ein Parkranger führt uns lange kreuz und quer durch die vertrocknete Landschaft, bis unsere Geduld endlich belohnt wird. Hier darf ich sogar mit viel Vorsicht das Auto verlassen, was später in Ostafrika sicherlich unmöglich ist.
Im Süden Togos bei Lome erreichen wir endlich den Atlantik, wir haben es tatsächlich geschafft, Nordafrika zu durchqueren!
Hier bleiben wir eine ganze Zeit auf einem schönen Campingplatz und erholen uns von der langen Fahrerei. Und auch in Benin genießen wir den Aufenthalt am traumhaft schönen und leeren Atlantikstrand..
Wir fahren weiter nach Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Staat Afrikas. Das merken wir auch, überall leben Menschen, einsame Schlafplätze sind kaum zu finden, und bei jedem Halt kommen gleich Scharen von Kindern an das Auto gelaufen.
Wir kommen schwer mit dem tropisch-feuchten Klima zurecht, so beschließen wir, einen großen Bogen nach Norden nochmal ins Sahelgebiet zu machen. Auf dem Weg durch Nordkamerun begeistern uns besonders die Mandara Mountains, das sind viele erodierte Vulkankegel in einer nur dünn besiedelten Landschaft.
Unterwegs auf Kameruns Hauptverkehrsachse von Nord nach Süd. Die Piste ist zwar gut zu fahren, doch der häufige Gegenverkehr wirbelt unglaublich viel Staub auf. Wenn da irgend etwas auf der Piste steht, oder jemand gerade jetzt versucht den Lkw zu überholen, was dann?
In Limbe erreichen wieder wieder den Atlantik. Hier feiern wir zusammen mit anderen Reisenden ins neue Jahr 1999. Und wir müssen uns entscheiden: Trauen wir uns durch Zentralafrika und den Zaire nach Ostafrika, oder bleiben wir lieber in Westafrika?
Hier gehts weiter mit Teil 2: Afrika von West nach Ost